Reeser Geschichtsverein RESSA 1987 e. V.

Unsere Vorträge 2007

Der „schnelle“ Festungsbau in Rees 

Heinz Belting hatte einen Vortrag erarbeitet, der sich mit dem Festungsbau der Stadt Rees im Allgemeinen und mit dem Baujahr 1583 im Besonderen beschäftigte. Belting hatte hier Zusammenhänge gefunden, die mit einer im kölnisch-truchsessischen Krieg geschlagenen Schlacht bei Krefeld-Hüls, im genannten Jahr, zusammenhing. In der Schlacht mussten über 1.000 Mann ihr Leben lassen. 

Während der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden viele Städte am Niederrhein belagert, erobert und geplündert. So auch Rheinberg im Jahre 1583. Dies war wohl mit einer der entscheidenden Gründe, warum die Stadt Rees in aller Eile ihre Befestigungen ausbaute. Auch die Befestigungsanlage am Westwall, mit den heute bei Stadtführungen so beliebten Kasematten. „Bei Grabungen des Burgenkundlers Dr. Zeune hatte dieser festgestellt, dass man das Mauerwerk sehr unfachgemäß ausgebaut hatte“, so Heinz Belting in seinen Ausführungen. „In südlicher Richtung sind die Mauern schief gesetzt, was von Eile bei der Errichtung zeugt.“ 

Aber, ob schief und krumm und schnell gebaut, die Befestigungsanlage tat ihren Dienst und ist bis heute der Nachwelt erhalten.

Interessanter Film über das alte und neue Rees 

Adalbert Schwär zeigte eine eigene Dokumentation über Rees. Der passionierte Hobbyfilmer hatte schon in den 1950er Jahren damit begonnen die Veränderungen in seiner Heimatstadt auf Film zu bannen. Da konnte man die Entwicklung der ältesten Stadt am unteren Niederrhein im Zeitraffer verfolgen: Kriegszerstörungen, Wiederaufbau, die letzten Fischer, die Suche nach Resten der Reeser Schanz oder der Neubau und die Einweihung der St Mariä Himmelfahrtkirche. Alles war, fast durchgehend in Farbe gedreht, zu sehen. 

Auch das alte verschwundene Krantor sowie die alte Fähre und der Beginn des neuen Personenfährenzeitalters zeigte der Film. Darüber hinaus erinnerte er an den Einsturz der Rheinbrücke während der Bauzeit und das Aufziehen der Zwiebel auf den Torturm von Haus Aspel.

Alte Zeitungen und ehemalige Druckereien 

Mitglied Heinz Belting hatte sich schlau gemacht über die alten, längst vergessenen Ausgaben der ehemaligen Druckerei Bonert, die von 1880 bis 1935 den Niederrheinischer Volksbote in Rees druckte. 

Davor hatte schon 1575 ein Derick Wyllik von Xanten in Rees eine Druckerei betrieben. „Die Erfindung von Gutenberg machte es möglich, mit Hilfe von 290 verschiedenen Buchstaben und Zeichen, den Druck etwas zu vereinfachen“, so Heinz Belting. Hatte man vorher noch alles handschriftlich niederschreiben und kopieren müssen, so stand einer Vervielfältigung mittels Druckerpressen damit nichts mehr im Wege. Ein Fortschritt für die Menschheit. 

Wer weiß schon dass ein Reeser Pfarrer 1643 die erste Wallfahrt von Rees nach Kevelaer ins Leben rief? Und dazu gab es dann auch gleich ein Druckwerk. Vieles wurde seitdem in den Reeser Druckereien der Vergangenheit hergestellt. So hatte beispielsweise die Reeser Tabakfabrik Oldenkott ihre eigene Druckerei. Etiketten für Zigarren und die Aufkleber für Tabakpäckchen druckte man dort selbst. Eine sogenannte „Dampfpresse“ für den Schnelldruck gab es einst in der Druckerei Karl Fels. 

Nach dem Vortrag ließ Heinz Belting alte Zeitungen aus längst vergangenen Tagen in der Runde verteilen. Aufmerksam las man über die Einweihung der Klosterkirche Aspel und schmunzelte über alte Anzeigen und deren Texte.

Erinnerung an fast 800 Jahre Schulwesen in Rees 

Bernd Schäfer erinnerte in seinem Vortrag, zu dem er Exponate, Fotos und einige Tafeln einer früheren Ausstellung mitgebracht hatte, an die lange Tradition der Reeser Schulen. So erfuhren die Anwesenden Damen und Herren, dass es in 800 Jahren zwei Schulsysteme in Rees gab. „Seit 1148 bestand in Rees eine Stiftsschule, auch Lateinschule genannt“, wusste Schäfer zu erzählen. 

Bestanden hat diese Schule bis 1803, also fast 600 Jahre. Sie wurde betreut vom Augustiner Kloster, welches in früherer Zeit dort gestanden hat wo auf der Fallstraße heute der St. Irmgardiskindergarten ist. Nachdem durch Napoleon die Klöster und auch die damit verbundenen Schulen aufgelöst wurden, gab es ab 1808 die beiden Schulen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde. Diese sogenannten Rektoratsschulen bestanden bis 1905. In diesem Jahr wurde auch das Progymnasium für Jungen aufgebaut und die höhere Töchterschule auf Haus Aspel. Letztere bestand bis 1945. Nach dem Krieg ging es dort für die Mädchen weiter, aber die Jungen mussten nach Bocholt, Wesel oder Emmerich auf ein Gymnasium um das Abitur zu machen. 

Eine andere Schulform in Rees war das sogenannte „niedere Schulwesen“ oder die „deutsche Schule“. Sie wurde so genannt, weil dort nur in deutsch unterrichtet wurde. 

Diese Schule bestand von 1560 bis 1803. Nach 1803 führten die Kommunen und die Pfarrgemeinden diese Schulen weiter. In Rees gab es drei dieser „Volksschulen“: eine katholische, eine evangelische und eine israelitische. Im Jahre 1968 wurde das neue Schulsystem mit Grundschule und Hauptschule eingeführt.

„Der Tod in Rom“ 

Heinz Belting hielt einen Vortrag über das Ende des Herzogtums Kleve im Jahre 1609. Belting beschrieb die tragischen Umstände und deren weitreichende Folgen, als der junge Prinz Karl Friedrich von Jülich, Kleve und Berg, Sohn Herzog Wilhelms von Kleve, am 9. Februar 1575, im Alter von 20 Jahren in Rom starb. 

Der Prinz befand sich zu dieser Zeit auf einer Reise die von Schloss Bensberg über Frankfurt, Nürnberg und Wien nach Italien führte. In Rom erkrankte er an Ausschlag und roten Pusteln, denen er später erlag. Als Karl Friedrich verstorben war, begleitete ihn ein großer Trauerzug vom Petersdom zur Kirche der Deutschen Nation, Sankt Maria dell’ Anima. Im Chor dieser Kirche wurde er beigesetzt, weit weg von der Heimat, und ihm ein kostbarer Epithaph errichtet.