Reeser Geschichtsverein RESSA 1987 e. V.

Pressespiegel 2009



Das Kriegstagebuch der Marie Scholten 

23. März 1945. „Nachts folgt ein schweres Trommelfeuer auf dem A-Block. Kloster Aspel gerät in Brand und wir ziehen in den Teil jenseits der Kapelle. Dort sitzen wir, auf Kartoffelkisten und mit den Füßen auf Backformen, in der Wasserflut der Pumpe. 

 Die Wassereimer gehen von Hand zu Hand, um den Brand zu löschen. Nachts gibt es immer wieder Trommelfeuer.” Marie Scholten hat diese Zeilen in ihr Kriegstagebuch geschrieben, das sie von September 1944 bis Juni 1945 geführt hat. Nachzulesen sind die dramatischen Ereignisse im dritten „Reeser Geschichtsfreund”, das der örtliche Geschichtsverein RESSA herausgibt. 

Marie Scholtens Schwiegertochter Annegret, die den Nachlass ihrer Schwiegereltern verwaltet, hat das sechsseitige Dokument zur Verfügung gestellt, das schon im ersten Satz die Grausamkeit des Krieges beschreibt: „Tiefflieger verunsichern die Bevölkerung von Rees, zwei Schülerinnen beim Sammeln von Heilkräutern tödlich getroffen.” Für Marie Scholten, zuletzt Rektorin an der Evangelischen Volksschule Rees, und ihren Mann Hein Scholten, den bekannten Reeser Maler, wird der Krieg wie für viele zur persönlichen Katastrophe. Denn nicht nur Angst, Evakuierung und Not kennzeichnen ihren Alltag, sie müssen auch hilflos mitansehen, wie ihr Sohn Heike stirbt. Wörtlich heißt es im Tagebuch: „Heike (friesisch für Karl-Heinz) erkrankt am 16. Juni 1945 schwer. Der Arzt diagnostiziert Meningites. Er braucht Penizillin, aber dies gibt es nur in den USA. Einen Tag später wird er bewusstlos...” 

Zu diesem Tagebuch hat Helmut Heckmann die Einleitung verfasst und alte Fotos gestellt, die nicht nur die Familie Scholten zeigen, sondern auch den Bombenkrater in den Rheinwiesen, den die Autorin beschreibt und die Familie Schmeinck, Nachbarn der Scholtens, von denen drei Schwestern im Bombenhagel ihr Leben verlieren. 

Weiteres spannendes Thema für Rees: Die Geschichte der Wallfahrt nach Kevelaer, die sich zum 365sten Mal jährt. Klaus Kuhlen hat sich des Themas angenommen. Er beschreibt wie die Wallfahrtsorte in der Zeit des 30-jährigen Krieges entstehen und als „Festungen des katholischen Glaubens gegen den Ansturm der Reformation” an Bedeutung erlangen. In Rees ist es Johannes Stalenus, der im Alter von 49 Jahren mit seiner Reeser Gemeinde die erste geschlossene Wallfahrt nach Kevelaer unternimmt. Was die Reeser nicht ahnen: Sie begründen damit die Pilgerbewegung nach Kevelaer. Das hat der Reeser Prozessionskerze einen Ehrenplatz in der Kevelaerer Kerzenkapelle verschafft und Stalenus ein Grab hinter dem Altar. „Zur Renovierung der Kirche in zwei, drei Jahren soll sein Grab geöffnet werden”, teilte Helmut Heckmann mit. 

Weitere Themen: Erinnerung an den Reeser Stadtarchivaren Hermann Terlinden und den Heimatforscher Jakob Düffel. Außerdem wird die Fra-ge beantwortet: „Fand die Varusschlacht vor 2000 Jahren im Duisburger Wald statt?”. 

Der dritte Reeser Geschichtsfreund, der mit Unterstützung der Stadtspakasse Emmerich-Rees und der Stadt Rees entstanden ist, ist in der Reeser Bücherecke und im Reeser Bürgerservice zu haben. Das 54 Seiten starke Heft kostet sechs Euro. 

NRZ, 29.09.2009, Maria Raudszus




Stolpersteine sollen Erinnerungen wach halten 

VVV und RESSA haben Künstler Gunter Demnig beauftragt, 35 Gedenksteine für ermordete jüdische Mitbürger zu fertigen. Das Band der Stolpersteine zieht sich durch ganz Europa und reicht sogar bis nach Odessa. Nun reiht sich auch die Stadt Rees ein. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein und der Reeser Geschichtsverein RESSA haben den Kölner Künstler Gunter Demnig beauftragt, für die von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten jüdischen Bürger aus Rees Erinnerungssteine, sogenannte Stolpersteine, zu fertigen. 

Akribisch Buch geführt 

Die Stolpersteine, das sind kubisch geformte Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern. Auf deren Oberseite ist eine Messingplatte befestigt, in der die Lebensdaten der Bürger festgehalten sind. „Unsere Arbeit erleichtert hat die Tatsache, dass über die Deportationen in Rees akribisch Buch geführt worden ist”, so der VVV-Vorsitzende Rolf Albring. Zudem habe man auf das Wissen von Grundschullehrer Bernd Schäfer zurückgreifen können, der seit Jahren das Schicksal der Reeser Juden erforscht. In Rees werden insgesamt 35 Stolpersteine verlegt. Im Stadtgebiet sind es 26 Steine an neun Standorten, in Millingen sechs an einem Standort und in Haldern drei an zwei Standorten. 

Ihren Platz finden die Stolpersteine dort, wo die jüdischen Mitbürger tatsächlich gewohnt haben. Nicht nur bei der Stadt Rees haben die Vereinsvertreter nachgefragt, ob die Aktion willkommen ist, sondern auch bei den heutigen Hausbewohnern. „Das hat dazu geführt, dass einige Privatleute sogar angekündigt haben, sich an den Kosten beteiligen zu wollen”, so Rolf Albring. Gleiches gilt für die Heimatvereine in Millingen und Haldern. Die Aktion wird rund 3500 Euro kosten, also 100 Euro pro Stein. 

Die Steine verlegen wird der Kölner Künstler selbst und zwar am Montag, 23. November. „Wir haben erwartet, dass das alles etwas schneller geht”, gestand Albring gestern. Aber der Künstler habe derart viele Aufträge, dass sich alles in den Herbst verlagert habe. 

Die Idee, solche Stolpersteine in die Reeser Bürgersteige einbauen zu lassen, ist nicht ganz neu. Die hatten die Vereinsvertreter schon vor zwei Jahren. Damals machten sich Rolf Albring und Bernd Schäfer auf den Weg nach Dorsten, um sich bei einem Vortrag über das Für und Wider dieser Aktion zu informieren. Den Reeser Initiatoren ist durchaus bewusst, dass die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Aktion kritisch sieht. „Aber der ganz überwiegende Teil der Menschen jüdischen Glaubens ist anderer Meinung”, weiß Rolf Albring. Demnig hat inzwischen 17 000 Steine in rund 430 Städten verlegt. 

NRZ, 09.03.2009, Maria Raudszus




Schulwesen und Historische Mühlen 

Reeser Verein denkt darüber nach, junge Menschen durch einen Geschichtspreis für seine Arbeit zu interessieren. 

Jugendliche in den Geschichtsverein Ressa! Diesen Appell richteten die Mitglieder bei ihrer Jahreshauptversammlung an junge Menschen und ihre Lehrer. Und dass es ihnen mit diesem Aufruf ernst ist, bewiesen sie gleich damit, dass Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren nur einen Beitrag von sechs Euro pro Jahr zu entrichten haben. Erwachsene zahlen 18 Euro ab dem Jahr 2010. 

Mitgliederzahl um 20 auf 85 gesteigert 

Bei der historischen Ausstellung „Schlacht um Mehr” im vorigen Jahr hatten sich viele Jugendliche sehr interessiert an der Reeser Geschichte gezeigt. Vielleicht, so hoffen die Mitglieder von Ressa, gelingt das ja auch bei den zwei Ausstellungen, die für 2009 geplant sind. Da stehen zum einen „Historische Mühlen” auf dem Terminplan für Oktober. Darunter sind nicht nur Windmühlen zu verstehen, sondern auch Schiffs- oder Göpelmühlen, die von Tieren bewegt werden. Für diese Ausstellung ist Helmut Heckmann verantwortlich, während Bernd Schäfer sich zusammen mit der Archivarin Tina Oostendorp um das Thema „Schulwesen in Rees” kümmert. Möglicherweise lassen sich junge Interessierte auch durch einen Geschichtspreis ansprechen, so lautet eine Idee, die der Vorstand jetzt noch konkretisieren muss. 

Michael Hoffmann blickte auf ein interessantes und intensives Jahr zurück, in dem es gelang, die Mitgliederzahl um 20 auf 85 zu steigern. Zwölf Veranstaltungen und die Herausgabe der zweiten Ausgabe des „Geschichtsfreundes” bezeichneten die Eckpunkte. Die Reihe der Publikationen soll fortgesetzt werden. Dazu bereiten Hermann Vos und Dirk Siebers einen Beitrag zur Friedhofsverlegung vor. Weitere Veranstaltungen des Jahres drehen sich um den Festungsbau, die Reeser Stiftungen, Pumpennachbarschaften und Chöre. Fahrten zum Xantener Römermuseum (am 18. April) und zur Fossa Eugeniana stehen auf dem Programm. 

Gedenken an Josef Franken und Gerhard Witting 

Gedacht wurde der verstorbenen Mitglieder Josef Franken und Gerhard Witting. Der Vorstand sprach Rainer van der Horst für seine Unterstützung einen besonderen Dank aus, ebenso der Stadtsparkasse Emmerich-Rees für das Sponsoring des „Geschichtsfreundes”. 

NRZ, 19.02.2009, Gisela Behrend